IT Standards: Verwenden wir sie oder verwenden sie uns?
Prozesse müssen den Standards des Integrators entsprechen und die Standards sind für eine kohärente Zusammenarbeit erforderlich.
Dies ist ein Beitrag von Markus Müller, Blueponte Co-Founder und SIAM Body of Knowledge Co-Autor, der die Praxis mit Theorie verbindet.
Zwei wesentliche Faktoren für den Erfolg.
In einer Organisation, die nach den Prinzipen eines Service Integrators aufgestellt ist, gibt es zwei wesentliche Faktoren, die den Erfolg langfristig bestimmen:
- Prozesse müssen über Service Provider hinweg den Standards des Integrators entsprechen
- Die Standards sind für eine kohärente Zusammenarbeit erforderlich
Auch wenn so mancher agile Methoden als Freibrief interpretiert, um ihre oder seine individualistischen Tendenzen auszuleben bzw., um möglichst kreativ alles zu machen oder zu lassen was im Sinne des Kunden gerade opportun ist, so führt kein Weg daran vorbei Standards zu beachten und zu respektieren. Standards können prinzipiell intern oder extern sein. SCRUM, beispielsweise, als agile Methode, kann auch als Standard verstanden werden, denn es gibt sehr viele Begriffe und Verfahren deren Verwendung und Einhaltung in SCRUM genau beschrieben werden.
Kein Widerspruch zwischen Standardisierung und Praktikabilität.
Dabei ist die in der Überschrift gestellte Frage so zu beantworten, dass es nicht notwendigerweise einen Widerspruch zwischen Standardisierung und Praktikabilität geben muss.
Häufig beobachte ich, dass SIAM Experten, die über die Jahre ein einträgliches Wissen über Standards in der IT gesammelt haben, gleich mit einer negativen Konnotation des „Theoretikers“ beglückt werden. Und das unabhängig davon, wie praktikabel sie tatsächlich Lösungen erarbeiten. Das geschieht fast reflexartig meist bei Leuten, die kein Erfahrungswissen darüber haben wie Standards in die jeweilige Unternehmenspraxis zu übersetzen sind, so dass sie für jeden anwendbar werden. Sie werden mit einem mehr oder weniger großen Block an Texten konfrontiert und empfinden Standards häufig wie ein klassisches Lehrbuch an der Universität welches fernab der Alltagssprache in schwer verständlichen Sätzen komplexe Sachverhalte erläutert, als weltfremd und somit als nicht umsetzbar i.S.v. „theoretisch“ abgestempelt wird.
Ich bemerke auch zunehmend, wie der Hype um agile Methoden, der ernüchternden Erkenntnis weicht, dass der Besuch eines Trainings und die Verwendung der in den Standards verwendeten Begriffe noch lange keine Änderung in der jeweiligen Unternehmenskultur bewirken muss.
Die Reaktion, die aufgrund der enttäuschten Erwartungen and die Methode oft zu beobachten ist, ist dass der Standard bzw. die jeweilige Methode daran schuld sein muss, nicht die innere Logik der Organisation. Bei einigen ITIL „Implementierungen“ (ITIL lässt sich ja gar nicht implementieren wie ein Tool, es lässt sich höchstens anwenden) habe ich in Österreich das gleiche bemerkt. Das ging teilweise so weit, dass die Verwendung des Begriffes „ITIL“ vom Management verboten wurde.
Standards können wertvolle Zeit sparen.
Das muss nicht so sein. Vielmehr können Standards, die richtig verstanden und angewendet werden, wertvolle Zeit sparen, die ansonsten investiert werden müsste, um Praktiken und Verfahren neu zu erfinden. Und wenn es in SIAM um etwas geht, dann ist eben genau dieses „das Rad neu erfinden“ was typisch für das Tower-Syndrom ist, zu vermeiden (link zu vorherigen Blog Post 4).
Wir haben deshalb den SIAM Body of Knowledge über die blauen Kästen in den Kapiteln so praxisnah wie möglich gehalten. Das hat natürlich seine Grenzen, denn der Abstraktionsgrad hängt zum einen von der Anonymisierung der Beispiele ab und zum anderen von dem Anspruch, dass wir für ein möglichst breites Spektrum von Anwendungen und Organisationstypen schreiben wollen.
Standards sind, wenn sie Richtig zur Anwendung kommen, eine wichtige Komponente im Repertoire jedes SIAM Praktikers. Der SIAM BoK in der Foundation und in der Practitioner Version sind gute Startpunkte, um sich die Grundlagen des Multi-Provider Managements in der IT nach SIAM zu erarbeiten. Alternativ können Sie auch einen unserer SIAM Foundation Kurse besuchen. Was letztendlich zählt ist die kollaborative Grundhaltung die hinter SIAM steht und die wir in unseren Kursen neben der Methode auch vermitteln.
Wenn auch Sie Ihre Organisation nach SIAM ausrichten möchten, kontaktieren Sie uns für ein kostenloses Erstgespräch zu Beginn Ihrer Reise.